Das iPad als „Hit-Machine“

 

Popsonganalyse und Songwriting im Musik-GK der Q2

 

Am Anfang stand Jan Böhmermann: Die Auseinandersetzung mit seiner bissigen Kritik an der deutschen Popszene führte zu der Idee im Musik-GK, Popsongs einmal genauer zu betrachten. Da kann man dann geflissentlich auf sein bisheriges Form-Wissen und die gewohnten Kompetenzen zur musikalischen Analyse verzichten. Popsongs funktionieren anders als eine klassische Sinfonie bzw. deren Sonatenhauptsatzform.

Das Vorhaben wurde deshalb von Peter Klose, Dozent für Pop, Rock und Jazz an der TU Dortmund, unterstützt. Er hatte bereits für Studierende einen Workshop zu Pop-Songwriting mit iPad-Unterstützung angeboten – das Konzept wollte er jetzt gerne auch von Schüler*innen erproben lassen.

Zunächst wurde wissenschaftlich analysiert, wie Popsongs funktionieren und aufgebaut sind. „Shape of You“ diente hier als populärstes Beispiel. Schnell wurde klar: Popsongs haben eben andere Muster. Dank John Seabrooks Buch „The Song Machine – Inside the Hit-Factory“ gehörten nicht nur Vokabeln wie Lyricist oder Topliner bald zum Wortschatz, sondern vor allem erhielt der Musik-GK Einblicke in die Praxis moderner Pop-Produktionen. Interessant war dabei die Tatsache, dass die Produktion eines Popsongs nicht abhängig ist von einem einzelnen Genius à la Beethoven und Mozart (oder eben Ed Sheeran), sondern dass sie besonders durch eines geprägt ist: Gruppenarbeit!

Deshalb begann der Musik-GK nun selbst erste Songwriting-Schritte in Teams: Loops, Hooks und Beats wurden zunächst an Beispielen analysiert und dann selbst mit Hilfe der iPads komponiert, die ersten Lyrics geschrieben.

Die Ergebnisse wurden stetig reflektiert, sowohl im Kurs als auch zusammen mit Herrn Klose, sodass aus jedem Problem ein Ansatz für den nächsten Versuch entwickelt werden konnte: Hatte man im eigenen Songwriting-Team etwa keinen guten Sänger, könnte man sich diesen „ausleihen“; manchmal ist die Stimmung entscheidender als ein „Storytelling“; manchmal dient der Text als Teil des Beats; alles ist eine Entscheidung, auch ob man einen lautmalerischen Beat oder einen treibenden möchte; jeder ist in seinen eigenen Kompositionen geprägt von seinen spezifischen Hörgewohnheiten und manchmal ist weniger einfach mehr.

Seabrook schreibt, dass der gewöhnliche Hörer innerhalb von drei (!!!) Sekunden urteilt, ob der Song durchgefallen ist oder gefällt (no pressure!), was die Arbeit im „Songwriting-Camp“ des Musik-GK intensivierte: Ziel war der eine Track in Radiolänge, der alles Gelernte umsetzen sollte.

 Am Ende der Reihe stehen nun drei Songs der Musik-GK-Schüler*innen, die – wie jeder Popsong – darauf abzielen, veröffentlicht zu werden: Jeder Track hat tatsächlich einen anderen Stil! Man hört einen Song zum Abitur voller Reminiszenzen, eine Verfolgungsjagd im düsteren Elektro-Gewand oder auch einen Hiphop-Track zu einer unglücklichen Liebe. Jedem Song sind mannigfaltige Entscheidungen vorausgegangen, die häufig auch die Aufgabe einer Idee zugunsten einer anderen beinhalteten. Welchen Beat oder Loop, welche Hook, welche Lyrics der Hörer am liebsten mag? Ich kann es nicht abschätzen. Eins trifft aber auf jeden der „Hits“ des Musik-GK zu: Die Songwriter-Teams können stolz darauf sein!

Text und Fotos : K. Hingst

 

Die Songs!

School ist out
Teufelskreis
Verfolgung

 

Impressionen

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