Protestaktion gegen Neonazis

Mehrere BBG-Schülerinnen der Oberstufe nahmen jetzt an der Vorbereitung einer Protestaktion gegen den geplanten Neonazi-Aufmarsch in Dortmund am 4.6. teil.

Dazu schrieb Katharina aus der Q2 jetzt folgenden Bericht:

„Wie baue ich einen riesigen aufblasbaren Spiegelwürfel?

Man braucht eine spezielle Folie, silbernes glänzendes Klebeband, Gaffaband, doppelseitiges Klebeband, Schere, Cuttermesser, Rolle, Spiegelfolie, Deckel von einem 5l Kanister, Messlatte, Marker,....und viiiel Platz!!!

Zuerst rollt man die Folie aus, misst rundherum 5cm Rand und macht alle 70cm eine Markierung. Nach 420cm schneidet man die Folie ab. Bei dem nächsten Stück Folie geht man genauso vor, doch es ist kein 5cm Rand notwendig, stattdessen trennt man längs 10 cm ab.“ Es folgt eine Menge komplizierter Schritte mit viel Klebeband, Einschnitten und Falttechniken...

„Schon ist er fertig. Der riesige (140mx140mx140m) Spiegelwürfel.“

 

Langsam aber sicher konnte man die Fragezeichen über den Köpfen aller aufgehen sehen, als wir uns das Instruktionsvideo anschauten. (https://www.youtube.com/watch?v=sAbKcUa5adw). Konnten wir das schaffen?

Ja das konnten wir. Schließlich ging es für uns 30 Schüler*innen zusammen mit zwei Lehrerinnen am Donnerstag, den 12. Mai 2016 um etwas Großes.  Das Künstlerteam Tools for action plant zusammen mit dem Schauspielhaus Dortmund den Nazis am sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“, einem Tag, an dem sich Menschen der rechtsextremen Szene versammeln um ihre menschenverachtende und radikale Meinung kundzugeben, den Spiegel mit Hilfe einer großen Barrikade vorzuhalten. 14 Dortmunder Schulen und weitere engagierte Menschen wollen dafür insgesamt 200 dieser aufblasbaren Würfel bauen und am Tag der Demonstration, die dieses Jahr in Dortmund stattfindet, gemeinsam ein Zeichen setzen. Besonders wichtig ist es dem Organisationsteam dabei, dass wir durch eine friedliche Aktion, mit hohem symbolischen Wert, durch die künstlerische Qualität, viel Aufmerksamkeit erregen, um zu zeigen, dass wir als Gemeinschaft für ein „buntes“ Dortmund stehen.

Überzeugt von dieser großartigen Idee und spätestens nach der kurzen Einführungs- und Diskussionsrunde mit einem Mitarbeiter des Respektbüros Dortmund, war auch  für uns alle klar- wir haben keinen Platz für Rassismus und Rechtsextremismus und darüber wollen wir nicht nur reden, sondern es auch allen zeigen! Dieser neu gewonnene Tatendrang ließ auch die weniger Bastelbegeisterten von uns aktiv werden. In kleinen Teams und mit Hilfe der drei Experten von tools for action, Atúr, Tilly und Katherine schien der Bau der schimmernden aufblasbaren Objekte gar nicht mehr so kompliziert und bereitete allen riesen Spaß. In einer ausgelassenen Stimmung, mit viel Musik, verbrachten wir gemeinsam unseren Schultag und bauten, ohne zu merken wie die Zeit vergeht, den Spaß immer im Vordergrund, an unseren kleinen Weltverbesserern.  

Als wir schließlich die fertige Mauer aus unseren einzelnen, aufgeblasenen Bausteinen betrachteten, mit ihr spielten und Choreografien ausprobierten, bemerkten wir ganz plötzlich, dass wir schon jetzt etwas Wundervolles erreicht hatten. Und zwar viel mehr als nur die Summe aus Folie, Klebeband und Luft. Dadurch, dass wir uns alle durch eine gemeinsame Aktion für mehr Toleranz und Vielfalt kennengelernt haben, zusammen etwas geschafft haben und Freude daran hatten, wird unsere Barrikade, die materielle, buchstäbliche Barrikade, aber auch und vor allem die in unseren Herzen und Köpfen am 4.6.16 viel beeindruckender und bewegender sein als irgendein Naziaufmarsch. Wir sind schon sehr gespannt, was wir mit unserem Zeichen bewirken können.

                                                                           (Katharina Dickhut, Q2)