Schreibwettbewerb

Schreibst du gern? Denkst du dir gern Geschichten aus?

"Es waren einmal drei Lehrerinnen, die arbeiteten glücklich und zufrieden
am Bert-Brecht-Gymnasium. Eines Tages betrug es sich aber so, dass ..."

Oder so?

Den Gedanken
erwischen
zwischen
den Zeilensprung huschen.
Papier mit Sinn
tränken
die Leserhirne lenken
Geschichten verschenken.

Oder ganz anders?

In jedem zweiten Schuljahr hast du die Chance deine kreativen Schreibfähigkeiten anzuwenden und am Schreibwettbewerb teilzunehmen. Ein Lehreinnenteam (Frau Oelkers, Frau Dierksmeier und Frau Kress) bilden die Jury und küren die besten Texte.

Schreibwettbewerb 2020 zum Thema "Träume"

Neuer Abgabetermin: 20. Mai 2020

schreibwettbewerb klein

 

Schreibwettbewerb 2019 zum Thema "Zeitreise - Das BBG vor oder in 50 Jahren"

 


Schreibwettbewerb 2018

Die Sieger des Wettbewerbs 2018 stehen fest. Lies hier mehr: Tinte in den Adern!

Schreibwettbewerb 2017

Wie es nun schon seit vielen Jahren Tradition ist, fand auch in diesem Jahr wieder der Schreibwettbewerb an unserer Schule statt. Die Geschichten drehten sich dieses Mal alle um das Thema „Hogwarts am BBG“ und die Aufgabe war es, einen magischen Text mit Bezug zu unserer Schule zu verfassen. 

Alle Einsendungen boten zusammen eine bunte Wundertüte an Fantasie, Humor und Spannung und man war erstaunt, welch magische Dinge sich doch hinter der Fassade des BBGs abspielen.
Neben Frau Oelkers und Frau Scheller war auch Bertis Break diesmal ein Teil der Jury.

Bei der Siegerauswahl haben wir es uns nicht leicht gemacht, denn jeder Text hatte etwas, was uns besonders gut gefiel.


Die Sieger stehen fest: Anna (2. Platz), Lena (1. Platz) und Till (3. Platz).

Platz 1: Des Herzens Blut

von Lena Kleinehabig (9c)

„... und das ist auch der Grund, warum Hindenburg Hitler dann doch zum Reichskanzler ernannt hat.“ Mit einer übertriebenen Armbewegung und einem breiten Grinsen im Gesicht beendet Herr Freudlich seinen heiß geliebten Bericht des Tages, der zum Glück doch noch ein Ende gefunden hat. Er verharrt noch einen Moment in dieser Haltung und schaut erwartungsvoll in die starren Gesichter der offensichtlich gelangweilten Schüler, die ihn mit leblosen Augen anglotzen. Fehlt nur noch, dass ihnen der Mund offen steht und Sabber über das Kinn läuft. Obwohl der Sommer noch auf sich warten lässt und es draußen regnet, brodelt eine quälende Hitze in mir. Das Grinsen des Herrn Freudlich lässt nach und er senkt die Arme. Aha! Hat er endlich gemerkt, dass es kein tosenden Applaus für ihn gibt. Niemals. Nie. Nicht mal ein Augenzwinkern kann er sich erhoffen. Nur das Klingeln zur Regenpause, lässt die verkrampften Gestalten aus ihrer Starrtrance erwachen. Sie fangen an zu quatschen, zocken am Handy oder holen ihr Essen heraus. In einer Ecke des Klassenzimmers raufen sich ein paar Jungs. Doch ich gehöre nicht zu ihnen. Was nicht heißt, dass ich zart besaitet bin. Wehren kann ich mich. Ich kratze mich hinterm Ohr und schaue auf den Stundenplan. Gleich: Chemie. Na toll. Ödes in der Reihe sitzen und beim Experimentieren bloß nicht vom Plan des Lehrers abweichen. Sonst macht‘s bumm. Das wäre eigentlich geil. Bumm. Bumm. Bummbumm.
Ich beobachte das Geschehen um mich herum. Hätte ich doch nur den Mut, so stark zu sein, wie meine Gedanken es mir vorzutäuschen versuchen. Wenn ich doch nur so wäre wie ein paar von denen hier. Von mir aus auch einer der Idioten in der Ecke da. Einer wie die. Oder einer von denen. Oder jemand anderes. Nur nicht ich selbst. Doch ich bin anders, und lasst euch das von einem sagen, der anders ist:
Anders sein ist Scheiße!

Nach der Pause verlasse ich den Computerraum im C-Trakt des berühmten Bert-Brecht-Gymnasiums. Selbst ich verdrehe bei diesem Gedanken innerlich die Augen. Im Chemieraum D 001, setze ich mich an meinen Stammplatz. Völlig isoliert. Während der Lehrer anfängt, von irgendeiner Formel von irgendetwas zu schwafeln, lasse ich meine Gedanken im Kreis drehen und versuche, so wenig zu denken wie möglich. Mit der rechten Hand kritzle ich etwas in mein Heft, ohne meiner Hand sehr viel Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn man behauptet, die Stunde ziehe sich wie Kaugummi, dann wäre mein Kaugummi so lang, wie von hier nach Castrop! Oh, nur noch fünf Minuten. Einer meiner Klassenkameraden boxt mich in die Seite. Genervt drehe ich mich zu ihm um. „Was?“, frage ich.
„Ey Alter, das sieht voll abgefahren aus!“
„Was?“, frage ich wieder.
Hastig entreißt er mir mein Heft. Was zum Teufel?! Wenn er bei mir abschreiben will, ist er wortwörtlich fehl am Platz. Obwohl ich zugeben muss, dass man bei mir immer fehl am Platz ist. Er will mir das Heft einfach nicht wieder geben. Gebannt schaut er hinein. Also entschließe ich mich, auch einen Blick in mein Heft zu werfen. Was ich sehe, lässt mich erstarren. Eine eiskalte Hand fährt über meinen Rücken. In meinem Heft stehen vier Zeilen in einer mir unbekannten Sprache. Und das nicht in meiner normalen Krickelschrift, sondern in einer altmodischen antikähnlichen Schrift. Ich starre sprachlos auf die Zeilen. Oh, nein!
„Ey, krass. Das sieht richtig cool aus. Wie hast du das nur hingekriegt?“, fragt mein Sitznachbar. Stolz zeigt er mein Heft herum, als hätte er einen glorreichen Fund gemacht. Ich spüre, wie mir bewundernde neugierige Blicke zugeworfen werden.
„Ich hab keine Ahnung.“, sage ich kleinlaut nach langer Zeit. Das habe nicht ich geschrieben. Nicht wirklich ich. Nicht bewusst. Aber es war meine Hand, mein Arm. Vielleicht sollte ich „anders sein“ in Bezug auf mich doch genauer definieren. Ich habe keine Kontrolle über
meinen Arm. Über meinen rechten Arm, um noch genauer zu sein. Ich weiß einfach nicht, was das ist. Ob das eine Krankheit ist? Oder eine Mutation? Ich habe keine Ahnung. Mein Arm hatte nicht zum ersten Mal ein Eigenleben. Ich habe das einmal meiner Mutter erzählt und sie ist mit mir zu Arzt gefahren. Aber der hat nur über mich gelacht und stattdessen meine Mutter angebaggert. Als wir da raus waren, hat sie nur kurz gesagt, dass wir da nie wieder hinfahren werden und dass sie nichts mehr über meinen Arm hören will, denn das war nicht daserste Mal, dass ich sie darauf angesprochen und genervt hatte. Von da an habe ich nicht mehr darüber gesprochen. Doch ignorieren konnte ich es einfach nicht. Ich erinnere mich noch genau an jenen schwarzen Tag. Ein alter Kumpel und ich hatten uns gestritten und plötzlich fing mein rechter Arm an, ihn zu ohrfeigen. Ich konnte ihn einfach nicht bremsen. Ich habe laut geschrien, „Stopp“ und „Halt“ gerufen. Doch nichts stoppte. Es wurde immer nur noch schlimmer. Irgendwann habe ich dann aus Verzweiflung angefangen, mich selbst zu schlagen, mit dem linken Arm. Ich habe praktisch einen Kampf gegen mich selbst geführt. Und das Schlimmste war noch nicht mal, dass ich meinen besten Freund blutig geschlagen hatte, sodass er anfing zu heulen, obwohl er nicht der Typ ist, der heult, sondern … ich bin eigentlich kein Rechtshänder. Ich bin Linkshänder! Oh, Mann. An diesem Tag habe nicht nur meinen besten Freund verloren, sondern auch meinen Stolz, meine Ehre, meinen Mut, mein Selbstbewusstsein, meinen Namen (von da an war ich nur noch der „Schlägerfreak“) und meine letzte Hoffnung auf „Normalsein“. Tja! Und ich flog von der Schule - damals. Aber das ist nur Nebensache. Mein Schulheft hatte inzwischen den Weg wieder zu mir zurück gefunden. Schon wieder fühlte ich stechenden Blicke auf mir ruhen. Doch ich starrte immer noch auf das Geschriebene in meinem Heft. Ein leichter Schock saß in meinen Knochen. Das ist neu. Das Geschriebene, meine ich. Nicht der Schock. Mir sind ja schon verschiedene seltsame Dinge mit dem Arm passiert, Schock war nicht das Pro-blem. Aber das hier war wirklich... neu!
„Ähm, du?“ Mein Kamerad leckt sich über die Lippen.
„Mmh?“ Roboterartig drehe ich meinen Kopf zu ihm herum.
„Ich hab da mal so ´ne Frage. Seit wann bist du Rechtshänder? Ich hab genau gesehen, dass du den Text mit rechts geschrieben hast und jetzt schreibst du wieder mit links.“
Ich zucke mit den Achseln.
Mein Kamerad tippt mir nun vorsichtig auf dieSchulter. Diesmal schaue ich ihn nicht an.
„Und äh, seit wann kannst du Latein. Du bist doch Franzose, also ich meine, im Französischunterricht.“
Abrupt schaue ich auf. Das stimmt. Oh, noch mehr seltsame Dinge. Hat mein Arm jetzt schon Besitz von meinem Kopf ergriffen?
„Kannst du mir das übersetzen?“
„Ne, sorry. Hab ´ne fünf in Latein. Der Lehrer mag mich nicht besonders bzw. ich glaube, er hasst mich sogar. Glücklicherweise bin ich da nicht der einzige. Aber du kannst ja Anne
fragen. Die weiß alles. Sogar komische, deutsche Wörter.“ Ich schaue meinem davongehenden Sitznachbarn mit zusammengezogenen Augenbrauen nach und nehme dann Anne ins Visier.

Auf dem Weg nach Hause grüble ich über das nach, was Anne mir übersetzen konnte. Nach drei Stunden freiwillig länger in der Schule zu bleiben, brummt mir mein Schädel ganz schön. Einer der Lehrer, freundlich wie er ist, hat uns den Computerraum aufgeschlossen, denn er selbst hatte sich für den nächsten Tag vorbereiten wollen. Sein Name ist übrigens Herr Ohnerink und er ist ein recht junger, witziger, auch hilfsbereiter Typ. Noch jedenfalls. Jedenfalls zufälligerweise kann Herr Ohnerink auch Latein und hat, freundlich wie er ist, sogar seine
Arbeit liegen lassen und sich zu uns gesellt. Da saßen wir also: Die Ehrgeizige, der Freundliche und ich, der Andere. Am Ende schrieb Anne mir das Übersetzte noch mal extra auf ein Blatt. Auf das Blatt, auf dem auch mein selbst geschriebener lateinischer Text stand. Und dieses Blatt halte ich mir gerade vor die Augen. Zum ersten Mal lese ich mir den Text in Ruhe durch.
Das Herz wird einen, was einst getrennt war.
Es wird finden, was einst verloren ist.
Und des Herzens Blut wird es verschmelzen, zum Neuem. So wie einst es war!
Seltsamer Text. Okay. Warte mal. Nochmal lesen. Aha. Äh. Häh? Und dann steht da noch etwas, was mich noch ein wenig mehr
beunruhigt.
BBG! Heute! Eine Stunde vor Mitternacht!
Ich schaue von dem verfluchten Blatt auf. Warum kümmere ich mich eigentlich darum.

Ist doch egal, dass ich das geschrieben habe. Ist doch egal, dass irgendwie alles seltsam ist! Ist doch egal, dass ich anders bin! Mir doch egal! Wütend zerknülle ich das Papier und stopfe es in die nächst beste Tonne. Um mich abzuregen, haue ich noch mehrmals mit Wucht auf die Tonne. Der Schmerz, der durch meine Hand zieht, tut gut und hilft. Der Schmerz kommt, die Wut vergeht. Zuhause angekommen, gehe ich gleich nach oben in mein Zimmer, schleudere meine Tasche in die Ecke und lasse mich auf mein Bett fallen. Meine Mutter ruft von unten, doch ich ziehe nur das Kissen über meinen Kopf.

Meine Augen öffnen sich schlagartig und ich bin von einer auf die andere Sekunde hellwach. Es ist dunkel. Ich liege in meinem Bett und drehe mich auf den Rücken. Ich setzte mich auf und fahre bewusst mit meiner Hand durch mein Gesicht. Seltsam, ich bin kein bisschen müde, obwohl ich mich vor nicht mehr als einer Sekunde im Tiefschlaf befand. Habe ich geträumt? Ich taste nach meinem Handy auf dem Fußboden und schaue auf das Display: 22.32 Uhr. Als ich mich wieder hinlegen will, spüre ich einen glühenden Schmerz in meinem Rücken, der sich bis in meine Beine ausbreitet. Ruckartig springe ich auf und kann gerade so eben noch einen heftigen Schrei unterdrücken. Ich falle auf die Knie und fasse mir an die Kehle. Ich bekomme keine Luft mehr. Etwas reißt mich hoch und schüttelt mich durch. Der brennende Schmerz wird heftiger. Er verbreitet sich schnell. Hilfe! Ich ersticke. Plötzlich spüre ich einen qualvollen Drang. Unsichtbare Arme schupsen mich. Sie krallen sich in meinen Körper. In meine Beine. Mein Kopf brodelt, als würde er jeden Moment explodieren. In meinen Füßen spüre ich einen so stechenden Schmerz, als würden Dolche in ihnen stecken. In meinem rechten Arm entsteht ein gewaltiger Zug, ich kann ihm nicht mehr widerstehen. Ich gehe, ich gehe schneller, ich laufe, ich renne, ich sprinte, gejagt von den unsichtbaren Armen, allem voran meinem rechten.
Mein Ziel. Das BBG. Ich klettere über den blauen Zaun und stürze ins Schulgebäude. Mit dem ersten Schritt über die Schwelle verschwinden abrupt all die schmerzenden Symptome. Vor Anstrengung wird mir schwarz vor Augen und ich breche zusammen. Doch schon nach einigen Minuten rappele ich mich wieder auf, als wäre nichts gewesen. Mein Herz rast zwar noch, ich bin vom Schweiß übergossen, sodass ich eine kleine Pfütze hinterlasse und mein Körper vibriert, als würde sich mein ganz persönliches Erdbeben unter meinen Füßen befinden. Aber ansonsten geht’s mir gut. Ich lache vor Erleichterung und werde erst dann wieder ernst, als ich realisiere, dass ich wirklich im Eingang des BBGs stehe. Ich schau mich um. Die Scheiben sind eingeschlagen. Die Scherben liegen auf dem Boden verteilt. Ich bin nicht alleine hier, geht es mir durch den Kopf. Ich bekomme eine Gänsehaut, doch gleichzeitig werde ich neugierig. Ich stehe im Eingang meiner Schule um kurz vor Mitternacht. Gekleidet in Schlafanzug und Turnschuhen. Irgendwie lächerlich. Doch lachen kann ich nicht.
Mir ist sofort klar, dass ich die Schule systematisch absuchen sollte. Mein Verdacht, dass ich hier nicht alleine bin, bestätigt sich, als ich hier und da Kerzen angezündet auf dem Boden stehen sehe. Ich nehme mir eine Kerze und durchsuche die Schule: Vorbei an dem Vertretungsplan, in die Aula, zu den Bioräumen, ins Lehrerzimmer (wo ich mich absichtlich länger aufhalte und die Sachen der Lehrer durchwühle, verändere und verschwinden lasse, die werden Augen machen) in den B-Trakt, zu den Kunst- und Musikräumen, in den D-Trakt, zu den Physik- und Chemieräumen und anschließend in den C-Trakt. Und überall hinterlasse ich meine spezielle Art von Spuren, denn nichts wird so sein, wie es früher einmal war…Noch während ich darüber nachdenke, stolpere ich über meine eigenen Füße und pralle mit jemandem zusammen. Die Schule erzittert durch drei markerschütternde Schreie. Nachdem wir uns beruhigt haben, schaue ich in zwei unbekannte Gesichter. Den einen erkenne ich. Das ist David aus der Parallelklasse. Der andere bleibt mir unbekannt. „Hey, bist du verrückt geworden?! Was machst du überhaupt hier?“, prustet David entgeistert. Ich starre ihn verständnislos an. Als würde er nicht selbst hier seltsamerweise stehen. Um diese Zeit im BBG. Stattdessen schaue ich mir seinen Kumpanen an. Seine Augen sind weit aufgerissen, sein Mund verzogen und sein Augenlid zuckt. „Was ist denn mit dem?“, frage ich und zeige auf den Unbekannten. David und ich betrachten ihn besorgt. „Hey? Hallo?“ David tippt in das Gesicht des anderen. „Tja, ich fürchte, er hat einen Schock erlitten. Der Ärmste. Du bist ja auch wirklich zum Fürchten.“ Er grinst und schaut an mir herab. Verflucht. Der Schlafanzug. Ich grinse ebenfalls. Diese Situation ist einfach nur urkomisch. „Wie kommst du hier her?“, frage ich schließlich. „Ehrlich gesagt, ist das schwer zu erklären. Ich wurde irgendwie..ähh...irgendwie...“ David macht eine wegscheuchende Handbewegung. „Also ich wurde aus dem Bett gejagt durch höllische Schmerzen und von Geisterhand hier hergezogen.“, sage ich frei heraus. Davids Gesicht wird fahl. „Ja, so ungefähr war es bei mir auch.“ Ich höre auf zu grinsen und erzähle ihm schließlich von meinem verfluchten rechten Arm, denn ich vermute, dass er etwas mit dieser Sache hier zu tun hat. Nur was? Auch David erzählt mir etwas über sich. Und es sind genau dieselben Erfahrungen, die ich gemacht habe. Nur, dass der „Schuldige“ nicht sein Arm, sondern sein rechtes Bein ist. Er spielt leidenschaftliche gerne Fußball, wurde aber aus der Mannschaft geschmissen, weil sein rechtes Bein alle anderen immer getreten und gefoult hat. Er sagt mir außerdem, dass er keine Kontrolle mehr über sein Bein habe, und dass... - er macht eine Pause, wird dabei unnatürlich bleich, dass ich das Gefühl bekomme, dass er jeden Moment kotzen wird - ... sein Bein irgendwie ein Eigenleben entwickelt hat. Ich konnte spüren, wie ihm eine riesige Last von den Schultern fiel. Mir übrigens auch! Das war das erste Mal, dass ich mit jemandem darüber gesprochen habe, der genau das gleiche Problem hat, wie ich. Und dass er genauso ein Außenseiter geworden ist. Komisch, dass wir uns in der Schule noch nie begegnet sind. Der Unbekannte hatte sich von seinem Schock erholt, denke ich zumindest, doch schon starrte er an uns beiden vorbei. Seine Augen quellen beinahe hervor. „Oje, was hat er denn dieses Mal wieder?“, frage ich und schaue mir den Unbekannten genauer an. Im Dunkeln ist mir gar nicht aufgefallen, dass er eine Brille trägt. Ich halte die Kerze näher an sein Gesicht und entdecke jede Menge blauer Flecken und durch eines seiner Brillengläser zieht sich ein langer Riss. „David? Seid ihr zufällig in einen Kampf geraten, oder so?“ Denn auch bei David kann ich blaue Flecken und blutige Kratzer entdecken, als ich die Kerze näher an ihn heran halte. Er antwortet nicht. Plötzlich erscheint mir diese Dunkelheit noch dunkler. Gibt es etwas Dunkleres als Schwarz? Der Hall meines letzten Wortes ist verklungen. Es wird still um uns herum. Die Stille ist unerträglich. Man fürchtet, jeden Moment würde ein Raubtier aus dem Halbdunkel hervorspringen. Die Luft um mich ist kalt, ohne wirklich kalt zu sein. Ich weiche ein paar Schritte zurück, da klopft mir jemand von hinten auf die Schulter. David und sein Freund können es nicht sein. Ich drehe mich um, direkt in einen Fausthieb. Ich stolpere zurück. David stützt mich. Dann geschieht alles ganz schnell. Heftige Wortwechsel fliegen. Fäuste prallen auf Körper. In Null-Komma-Nichts befinde ich mich mitten in einem Kampf. Ich weiß gar nicht, wo ich hin schauen soll, geschweige denn, schlagen soll. Wer ist Freund? Wer ist Feind? Ich spüre Hiebe an meinem Rücken, an meinen Beinen. Mein rechter Arm kribbelt. Warmes Blut läuft über mein Gesicht. Mein Blut? Das Kribbeln verbreitet sich rasend schnell durch meinen ganzen Körper. Normalerweise bleibt es nur in meinem Arm. Was ist hier los? Was zur Hölle? Wir drängen uns plötzlich alle aneinander. Es gibt keine Schläge und Tritte mehr. Wir werden aneinandergepresst, verknoten uns. Überall sind Körperteile. Doch was gehört zu wem? Mein Augenlicht schwindet. Etwas verschlingt mich. Ich werde zerdrückt, zerrissen. Ein stechender Schmerz lässt meine Adern platzen. Meine Knochen brechen. Qualvolle Schreie. Ich schreie und schreie. Überall Blut und ich ertrinke darin...

Mit einem Ruck setze ich mich auf. Mein erster Gedanke: Wo bin ich? Nach einer Weile erkenne ich mein Zimmer. Ich bin in meinem Bett. Schweißtropfen laufen über meine Nase. Ich bin klitschnass geschwitzt. Puh! Alles nur ein Traum. Doch es fühlte sich so real an. Mein Herz rast immer noch. Ich komme kaum mit dem Atmen hinterher, schaue auf das Display meines Handys: 04.56 Uhr. Mit Hilfe des Displays leuchte ich mir den Weg zum Badezimmer, schalte das Licht ein und greife mir ein Handtuch. Ich rubbele mir den größten Teil des Schweißes weg und beuge mich über das Waschbecken. Dort spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und trinke es in großen Schlucken. Mein Körper kühlt sich ab und ich erhole mich von dem Schreck. Alles gut! Nur ein Traum! Ich greife nach dem Handtuch, trockne mein Gesicht, erhasche einen kurzen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken und drehe mich zum Gehen.

Da bleibe ich abrupt stehen. Meine Herzschläge schwellen wieder an. Langsam drehe ich den Kopf. Über meine Schulter schaue ich in den Spiegel zurück. Das ist nicht mein Spiegelbild!
Ich schaue in rotglühende Augen. Etwas Dämonenartiges starrt mich an. Da beginnt es zu lächeln. Das Lächeln des Teufels.
„Morgen um Mitternacht. In der Aula des BBG.“, höre ich und sehe wie es seinen Arm hebt. Ich erkenne ihn.
Es ist mein Arm. Und er deutet auf mein Herz...

 

Platz 2: Die Fabel-Lehrer

von Anna Lohmann (9a)

Meine Atmung wurde schneller, als ich vorne stand und nervös auf meine Karteikarten blickte. Ich musste ein Referat in Bio halten und hatte wenig Ahnung vom Thema. Genaugenommen, konnte ich es noch nichtmals aussprechen. Ich schaute zu Frau Bergmann Müller, welche mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte, wodurch ich aber noch unruhiger wurde. Warum musste eigentlich immer ich die schwierigen Themen vorstellen? Ich nahm tief Luft und fing an, das Thema so gut es ging vorzutragen bis ich schließlich fertig war und mich unaufgefordert zurück auf meinem Platz setzte.
Hatte ich während des Vortrags überhaupt geatmet? Vielleicht.

"Dein Vortrag ist dir gut gelungen, aber du musst nicht so verängstigt sein. Wir werden dich schon nicht auffressen.", meldete sich Frau Bergmann-Müller zu Wort und lächelte leicht. Einige aus meiner Klasse nickten, andere hörten gar nicht zu. Wir packten alle unsere Sachen zusammen und gingen zur nächsten Stunde. Geschichte.
Auf dem Weg dorthin grüßte ich natürlich jede Lehrkraft, die ich kannte. Als ich mich schließlich auf meinen Platz setzte und noch mal den Text, den wir letzte Stunde behandelt haben, lesen wollte, kam auch schon Herr Schepes herein. Er stellte seine Tasche ab und sprach klar und deutlich: "Nehmt euch einen Stuhl und bildet einen Kreis in der Mitte. Wir spielen Werwölfe." Alle freuten sich und setzten sich in die Mitte. "Wer ist der Spielleiter?", fragte der Lehrer und blickte in die Runde. "Warum machen Sie das nicht?" "Ich will auch mal mitspielen ..." schließlich meldet sich ein Mädchen und wir fingen an.
Man sah der Schülerin neben mir an, dass sie genervt war. Wahrscheinlich war sie wieder der Engel. Ich war dieses Mal Blinzelmädchen und bin natürlich direkt in der ersten Runde aufgeflogen.

Die Pause danach war relativ unspektakulär, doch die folgende Stunde war alles andere als gewöhnlich. Wir hatten Deutsch und Herr Kottsieper kam mit einem Referendar im Schlepptau herein. Wir hatten diesen Referendar zwar schon seit über einen Monat im Unterricht gehabt, aber ich konnte mir trotzdem seinen Namen nicht merken. Wir hatten das Thema "Jugend debattiert" und dachten uns ein paar Fragen aus, die wir dann in Gruppen besprachen. Herr Kottsieper war erkältet und unterhielt sich heiser mit dem namenlosen Referendar, als es plötzlich geschah. Er musste niesen, und dann war er weg. Er war verschwunden.
Ich wandte mich zu meiner Sitznachbarin: "Weißt du, wo Herr Kottsieper ist?" "Da sitzt er doch.", antwortete sie auf meine Frage und deutete auf einen Stuhl. Ich schaute sie verwundert an. Ich dachte da saß niemand, doch dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Dort, wo vorher der Lehrer saß, war nun eine kleinere silberne Gestalt. Sie sah aus wie eine Fee. Ich starrte dorthin und sah den Miniaturlehrer leise fluchen und an sich herabblicken. Konnte es denn niemand anderes sehen? Zumindest der Referendar schien zu bemerken, dass ich die beiden anstarrte und stupste Herrn Kottsieper leicht an, welcher sich sofort zu mir umdrehte. Er war wieder "normalgroß", aber immer noch silbern und er hatte Flügel. Diese Situation war einfach so lächerlich. Ich hätte lachen müssen, wenn ich nicht von absurden Gedankengängen beschäftigt gewesen wäre. Wie sooft. Wie wollte der eigentlich den Klassenraum verlassen mit den Flügeln? Musste er dann seitwärts gehen? Egal. Am Ende der Stunde wollte der Herr Kottsieper, dass ich noch kurz blieb: "Du siehst Dinge, die andere nicht sehen. Nicht wahr?" Ich starrte ihn nur an. "Hatten Sie schon immer diese Flügel?", fragte ich anstatt zu antworten. "Ja. Die habe ich von meiner Mutter geerbt.", entgegnete er leicht aufgeregt. Warum war er aufgeregt? ... "Ich habe noch eine Frage", fuhr ich fort, "Wie kommen Sie mit diesen Flügeln durch die Tür?" Er lachte: "Mit sehr viel Übung und Geduld."
Dann ließ er seine Flügel verschwinden und ich ging nachdenklich zur nächsten Stunde.

Auf dem Weg dorthin traf ich nochmal Frau Bergmann-Müller und sprach sie an. "Frau Bergmann-Müller? Kann es sein, dass alle Lehrer Fabelwesen sind?" Die Schüler in Hörweite lachten, zeigten auf mich, doch die Lehrerin sah schockiert und ungläubig aus. Sie antwortete extrem leise, so dass nur ich sie verstehen konnte. "Woher weißt du das?", fragte sie "Wer hat dir das erzählt?" "Ich habe es gesehen." Sie sah interessiert aus. "Ich glaube, das BBG ist nicht der richtige Ort für dich. Du bist anders als die anderen. Es gibt eine Schule, die besser zu dir passt ... Hogwarts. Da solltest du hin.", sagte sie und ließ mich verwirrt im Gang zurück.

Ich dachte nach, als ich plötzlich Stimmen hörte. Es waren Herr Kottsieper und sein Sidekick, welcher ihn etwas fragte. "Wer ist sie?" - "Hermina. Hermine Granger."

 

Platz 3: Der neue Mitschüler

von Till Kunze (6c)

Interessiert ihr euch für Zaubertricks? Ich auf jeden Fall! Ich liebe es, Karten verschwinden zu lassen und wieder hervorzuzaubern. Aber damals, als ich noch aufs BBG ging, da passierte mir eine Geschichte, die ich mir bis heute nicht erklären kann. Ich erzähle sie euch. Vielleicht könnt ihr mir diesen Zaubertrick ja erklären.

Als ich an jenem trüben, kalten Tag durch die langen Gänge des BBGs lief, um zu meiner Klasse zu kommen, kam Herr Sawitzki, mein damaliger Klassenlehrer, auf mich zu. " Robert!", sagte er zu mir, "Robert, wir haben einen neuen Schüler in der Klasse." "Wie heißt er?", fiel ich ihm ins Wort. "Johannes. Er mag Zaubertricks und da dachte ich, du wärst der Richtige, um ihm die Schule zu zeigen?", erklärte er. "Aber mit Vergnügen", antwortete ich ihm, verabschiedete mich und lief schnell zu meiner Klasse, um Johannes kennenzulernen. Als ich die Klasse betrat, hatten sich alle Kinder um einen kleinen, wenn ich es sagen darf, etwas pummeligen und schwarzhaarigen Jungen gestellt: Johannes. Er führte einen Zaubertrick vor. Alle klatschten und applaudierten. Ich drückte mich durch die Menge und begrüßte Johannes. "Na, hallo Johannes. Wie geht's?", begrüßte ich ihn. "Magisch gut!", antwortete er mir und mischte seinen Kartenstapel. "Da wir beide Zaubertricks mögen...", begann ich. "Tricks?", lachte Johannes, "... das sind keine Tricks. Das ist echte Magie!", korrigierte er mich "Ja klar", lachte ich ironisch. "Also, wie gesagt, da wir beide Zaubertricks mögen, soll ich dir die Schule nach dem Unterricht zeigen.", sagte ich schnell. "Okay. Freue mich darauf.", sagte er und setzte sich auf seinen Platz, da gerade die erste Stunde begann: Französisch. Dann kamen Mathe, Deutsch, Englisch. Ermüdend!
Als die letzte Stunde vorbei war, ging ich sofort zu Johannes und ging mit ihm den langen Gang zum Innenhof entlang und erzählte ihm von den AG-Angeboten und von den Wettbewerben, die hier regelmäßig stattfanden. Doch dann war Johannes auf einmal verschwunden. Ich drehte mich zur einen und zu anderen Seite. Aber er war nirgends zu sehen. Doch dann trat er lachend hinter einer Ecke hervor "Tolle Magie, was?", lacht er. "Ich habe dich halt nicht sofort gesehen!", erklärte ich ihm "Und das?", fragte er. Drehte sich um und schwupp! Hielt er ein Buch in den Händen. "Harry Potter" las ich vor. "Super Trick!", sagte ich. "Trick?", sagte Johannes jetzt schon wütender. "Ich bin Magier", schrie er - und jetzt kommt das Verblüffende - das Buch fing an zu schweben! Ich stolperte rückwärts gegen die Wand. Doch als ich mich aufrichtete, war Johannes verschwunden. Auf dem Heimweg grübelte ich: "Wie hat er das gemacht? Mit einer Schnur? Mit einer Fernbedienung? Ach egal! Morgen wird er sich über mich kaputtlachen, dass ich diesen Trick nicht durchschaut habe, sagte ich zu mir selbst.

Am nächsten Morgen kam sofort Herr Sawitzki in die Klasse: "Ich muss euch mitteilen, dass Johannes leider noch einmal die Schule gewechselt hat." Ein lautes "Och, nein!", tönte durch den Klassenraum. "Wohin geht er denn?", fragte ich. "Tja, weiß ich auch nicht", antwortete Herr Sawitzki. "Er sagte, dass er eine Schule besuchen wird, die seinem Talent entspräche."

Seltsame Geschichte, was? Ich kann mir das bis heute nicht erklären. Kam dieser Johannes aus "Harry Potter"? Oder war das ein Streich, der nie aufgeklärt wird? Tja, das werde ich wohl nie erfahren.