Protestaktion während des Gottesdienstes
- keine Zeit für Fröhlichkeit? Angesichts der Krisen kann ich doch nicht in Weihnachtsstimmung geraten.
O du fröhliche? Dein Ernst?
„Hört sofort damit auf!“ - Wie kann man nur bei all den Krisen, dem Hass, der Ungerechtigkeit in dieser Welt fröhlich Weihnachten feiern. Die Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr den ökumenischen Weihnachtsgottesdienst geplant hatten, wollten die Augen nicht verschließen. Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern und mit der Unterstützung ehemaliger BBGler entwickelten sie ein Programm, das dazu aufruft, Licht ins Dunkle zu bringen.
Lasst den Krieg in Frieden!
Ja, es ist richtig. Der Krieg findet auch jetzt, in diesem Moment, statt. Auch zu Weihnachten hat der Krieg kein Frieden. Menschen hungern, frieren, haben Angst und sterben. Nicht nur in entfernten Ländern wie dem Kongo, sondern auch in der Ukraine, in der seit Ende Februar 2022 auch für den Erhalt unserer europäischen Werte gekämpft wird.
Dein Zuhause ist nicht sicher
Ja, es ist richtig. Gewaltverbrechen finden in den privaten Räumen beinahe täglich statt. Gewalt gegen Frauen ist ein gravierendes Problem – auch in Deutschland. Rund 35 Prozent aller Frauen hierzulande sind mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexueller Gewalt betroffen.
Hass kann töten
Ja, es ist richtig. Die Betroffenen von Cybermobbing beispielsweise können sich Hass-Attacken nur schwer entziehen. Sie können rund um die Uhr stattfinden. Sie enden nicht nach der Schule und machen auch an der eigenen Wohnungstür nicht Halt. Betroffene Menschen werden Tag und Nacht verfolgt, gekränkt und gedemütigt. Das kann tödlich enden.
Wehe jemand ist anders!
Ja, es ist richtig. Die Welt trieft vor Diskriminierung. Tag täglich werden Menschen wegen ihrer Religion, ihrer Sexualität, ihrer Hautfarbe, ihrer Körper diskriminiert. Wer predigen Toleranz und leben mit der offenbar normal gewordene Diskriminierung im Alltag (sogar im eigenen Zuhause).
Wir haben es satt!
Ja, es ist richtig. Hunger ist nicht ausschließlich ein Thema in Entwicklungsländern. Auch in Deutschland gibt es Hunger, oder zumindest Ernährungsarmut. Vor allem bei Menschen, die von Armut bedroht sind und/oder Transferleistungen erhalten. Die Zahl steigt angesichts der herrschenden Inflation.
Also: O du hoffnungslose?
Auch im Alltag erleben wir Unzufriedenheit, Stress und „Kleinkriege“. Wir könnten über die Zustände in der Welt, in Deutschland und in unserer unmittelbaren Umgebung verzweifeln. Frohe Weihnachten zu feiern, fröhlich zu sein scheint unangebracht, oder? Im Lied „O du fröhliche!“ gibt es aber auch eine Strophe, in der es heißt: Christ ist erschienen/ Uns zu versühnen …
Frieden finden
Wir können uns versöhnen, also: Frieden schließen. Mit anderen. Mit uns selbst. Es gibt Hilfedienste, die uns dabei unterstützen. Auch Hilfsorganisationen, die anderen Menschen Unterstützung bieten. Das sind Lichtblicke, die Hoffnung spenden. Wir sind also nicht machtlos und können ein Licht ins Dunkle bringen.
„Hoffnung ist die kleine Flamme, die mit ihrem Licht die Dunkelheit durchdringt.“
Das kleine Teelicht, das alle am Ende des ökumenischen Gottesdiensts erhielten, symbolisiert die Kraft jedes Einzelnen, Licht in alle dunklen und trüben Gedanken zu bringen. Zugleich bot das Bild der vielen leuchtenden Kerzen Zuversicht, denn niemand ist allein.
Dieser letzte Schultag bietet mit dem ökumenischen Gottesdienst jährlich einen Moment der Besinnlichkeit und des Innehalten. Die Pfarrerin Frau Franke und der Pastoralreferendar Thiedig sind hierbei diejenigen, die das Ganze überhaupt möglich machen.
In diesem Jahr haben die Schülerinnen und Schüler der Religionskurse, des Chors und des Orchesters, ihre Lehrkräfte, ein ehemaliger Lehrer, Schülerinnen und Schüler noch einmal veranschaulicht, wofür Weihnachten vor allem steht. Ganz besonders deutlich wurde dieser versöhnende und hoffnungsvolle Charakter durch den Vortrag der ukrainischen Schülerin Nica, die seit diesem Jahr an unserer Schule ist, weil sie mit ihrer Familie die Ukraine wegen des Krieges verlassen musste. Danke!
